Ein Sonderkonzert der Extraklasse beim Landesmusikfestival
von on Juni 26, 2023 in Musophieren

Der Rechbergsaal war voll: nicht nur waren alle Stühle besetzt, es standen auch eine Menge Interessierter in sämtlichen Gängen, und über 200 Musiker drängten sich auf der Bühne. Anlass war ein Sonderkonzert beim Landes-Musik-Festival in Bruchsal am Samstag, den 24. Juni 2023, ein besonderes Konzert mit dem außergewöhnlichen Titel „Musophieren“. Doch was soll das bedeuten, musophieren? Es ist zunächst eine Wortneuschöpfung aus „musizieren“ und „philosophieren“, dabei will die Musik Gedanken und Fragen des Lebens hörbar und erlebbar machen, will die Gedanken in Klänge verwandeln, die wiederum zum Denken anregen können.

Nun aber zum Konzert selbst. Nachdem das Sinfonieorchester an der DHBW Karlsruhe mit dem „Blumenwalzer“ aus „Dornröschen“ von P. I. Tschaikowski schwungvoll eröffnet hatte, traten die beiden Schulchöre, der Grundschulchor der Hebel-Schule mit über 100 Kindern (Ltg. Regina Weller, Larissa Wormer) und der Unterstufenchor des St. Paulusheims, auf die Bühne und zogen das Publikum in ihren Bann, als sie von ihren einfachen Wünschen sich zu vertragen, sich zuzuhören oder keinen Krieg zu führen mit dem Lied „Ich wünsche mir“ von U. M. Kindel sangen. Bei dem Lied „Pax an!“, das Schüler des Gymnasiums selbst komponierten, konnte keiner mehr ruhig bleiben, ging es doch um Klimawandel, Freiheit und Frieden und dass die Menschen, die „Riesen“, die Zukunft für die Kinder mit Vernunft und Wissen gut gestalten könnten. Mit kräftigen Stimmen und treffender Choreographie untermalten die Schüler den Text mitreißend.

Wenn die Zuhörer nicht bereits zum Nachdenken angeregt wurden, dann spätestens mit dem nächsten Stück, bei dem der Meisterchor proVocal jeden im Raum ansprach. „Fragen im Spiegel“ von M. Böhringer prangert den „Drang nach immer mehr“ an und fordert, dass wir, also jeder, unserer Welt helfen und etwas für die Zukunft tun sollen.

Mit der Ouvertüre aus „Hänsel und Gretel“ von E. Humperdinck konnte das Orchester wieder sein Können unter Beweis stellen, erklingen doch viele bekannte Melodien, die das Publikum am liebsten mitsummen möchte und vom Orchester beeindruckend gespielt wurden. Nachdem der Unterstufenchor und proVocal „Cerf-volant“ aus „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ von B. Coulais/C. Barratier gesungen hatten, warfen die Schüler Papierflieger mit guten Wünschen ins Publikum. Wer Glück hatte, konnte einen fangen. Weiter mit den Wünschen ging es auch bei „A Million Dreams“ aus „Greatest Showman“ von J. Debney/J. Trapanese und bei „Sogno di Volare“ aus „Civilization VI“ von C. Tin. Was wäre das Leben ohne Wünsche? Und was kann man erreichen, ohne solche Wünsche zu haben?

Schließlich wurde es ausgesprochen philosophisch mit dem Stück „SEIN“ von M. Böhringer. Hier wird das Musophieren besonders deutlich, hört man doch lange Zeit nur anhaltende Klänge aus dem Orchester, die den Text hörbar machen: „Das Sein ist ewig…“ Es wird auch hinterfragt, was der Logos eigentlich ist, Sinn, Logik, Liebe? Diese und andere Fragestellungen wurden von Dirk Solte selbst, der den Text auf Basis verschiedener Texte mehrerer Autoren verfasst hat, klar und nachdenklich vorgetragen.

Mit „Spirit of Brotherhood“ von M. Böhringer ging das Konzert zu Ende. Der Text davon basiert auf der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ durch die UN. Alle Musiker versammelten sich hierfür nochmal auf der Bühne. Auch das Publikum wurde angeregt, mitzusingen.

Bei diesem Kooperationskonzert von Meisterchor proVocal, dem Sinfonieorchester und den beiden Schulchören war Abwechslung geboten, auch dadurch, dass die vier Musikergruppen in immer unterschiedlichen Kombinationen miteinander musizierten, und dennoch verband der rote Faden der Thematik von Wünschen, Träumen und Nachdenken die Werke des gesamten Programms: ein rundum gelungenes Sonderkonzert, das man so schnell nicht vergessen kann.

Matthias Böhringer, Komponist, Moderator, Koordinator und vor allem Dirigent, leistete Großartiges bei diesem Sonderkonzert. Und er leitete nicht nur dieses Konzert, sondern noch fünf weitere beim Landes-Musik-Festival. Bereits bei der Eröffnung trat er mit dem Meisterchor proVocal und den beiden Schulchören auf, die sich schon hier in die Herzen der Zuhörer sangen. Auch bei der großen „Jubiläumsaktion“ auf dem Marktplatz am Nachmittag, bei der alle teilnehmenden Musiker des Festivals mitsingen konnten, dirigierte er die versammelte Menge, verstärkt durch das Sinfonieorchester an der DHBW Karlsruhe und proVocal, beim Musizieren von „Music“, „Joyfull Unity“ (ein Stück, das eigens für das Festival komponiert wurde) und „Spirit of Brotherhood“.

Dieses Projekt wird im Rahmen des bundesweiten Programms IMPULS gefördert.

proVocal.eu