KARLSRUHER PROMS „VON DER NEUEN WELT NACH WIEN“
Antonin Dvořáks 9. Sinfonie – Aus der Neuen Welt & mehr: Dirigent – Matthias Böhringer, Sinfonieorchester an der DHBW Karlsruhe, die Chöre (proVocal, der Badische Jugendchor und BelleAmie Ötigheim) und die Solistin „Laura Kirchgässner“ der Hochschule für Musik Karlsruhe – im Januar 2020 im Konzerthaus Karlsruhe.
Bereits in den vergangenen Jahren füllte sich das Konzerthaus Karlsruhe an lauen Juliabenden, wenn Dirigent Matthias Böhringer das Sinfonieorchester an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, den Meisterchor proVocal Münzesheim und Solisten der Musikhochschule Karlsruhe zu den „PROMs“ in einem facettenreichen Musikspektakel zusammenführte. In diesem Jahr durfte sich das Publikum jedoch schon früher im Jahr auf die vielseitigen Klangwelten, dieses Mal noch verstärkt mit BelleAmie Ötigheim und dem Badischen Jugendchor freuen, denn am 25.01.2020 wurden die „PROMs“ in einer Winter-Edition als Neujahrskonzert aufgeführt.
Fulminant und klanggewaltig eröffneten Chor und Orchester das Konzert mit „Call of the Champions“ von John Williams, welcher das Werk für die Olympischen Spiele 2002 in Salt Lake City geschrieben hatte. Nach der Eröffnungsansprache wurde es still im dunklen Konzerthaus und es ertönte „Swing Low, Sweet Chariot“ zunächst von einzelnen Stimmen gesungen aus dem Publikumsraum heraus. Nach und nach traten auch die übrigen Sängerinnen und Sänger an die Publikumsreihen heran und stimmten in den Spiritual ein, bis das Publikum gänzlich vom Klang umgeben war. Sodann tauchte man mit „Evening rise“ in die indianischen Harmonien ein, welche in das 45-minütige Hauptwerk des Abends, Antonin Dvořáks Sinfonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“, übergingen: Aus der langsamen und geheimnisvollen Stimmung entwickelte sich unter dem präzisen, beeindruckenden Dirigat von Matthias Böhringer eine gewaltige Klangkaskade, auf die im zweiten Satz ergreifend und tragend, vom Englischhorn geführt, ein „Klagegesang“ das Publikum berührte. Über den tänzerischen dritten Satz eröffnete sich im vierten Satz schließlich das triumphale Ende, indem sich das Hauptthema durch das ganze Orchester in einer grandiosen Steigerung in einem epischen Schlussklang erhob. Die für ein Amateurorchester außergewöhnliche Leistung wurde spontan durch Standing Ovations belohnt.
Beschwingt ging es mit „Sleigh ride“ in die zweite Hälfte des Konzerts, auf welches zwei Lieder eines der wichtigsten Impulsgeber der modernen amerikanischen Musik, Aaron Copland, folgten. Insbesondere „I Bought Me a Cat“, ein Kinderlied über Tiere auf dem Bauernhof, wurde von den Sängern und Musikern mit viel Witz interpretiert und so konnte man die klangmalerisch dargestellten Tiere nicht nur hören, sondern auch das ein oder andere Tierkostüm auf der Bühne erblicken. Ein Highlight des Konzerts war zudem Ola Gjeilos „Song of the Universal“. Hierzu wurden die Frauenstimmen von proVocal Münzesheim durch Sängerinnen von BelleAmie Ötigheim unterstützt und so verzauberten über 90 Stimmen gemeinsam mit dem Orchester das Publikum. Mitgerissen wurde man sodann von John Williams „Star Wars Suite“, die Matthias Böhringer zum Teil – ganz dem Film Rechnung tragend, zu welchem die Musik komponiert worden war – mit einem Lichtschwert dirigierte. Mit ihrem schauspielerischen Talent und ihrer glockenklaren Stimme riss auch die Solistin Laura Kirchgaessner die Zuhörer in ihren Bann. Sie eröffnete mit „Ihre Lippen, sie küssen so heiß“ den wienerischen Teil des Neujahrskonzerts und gab in „Mir ist auf einmal so eigen zumute“ von Johann Strauss (Sohn) die beschwipste Senatorengattin aus der komischen Oper „Eine Nacht in Venedig“. Mit der Tritsch-Tratsch-Polka endete der gelungene Auftakt in das neue Jahr. Die äußerst beeindruckende Leistung der Mitwirkenden und des souveränen Dirigenten veranlassten die Zuhörer im restlos ausverkauften Konzerthaus zu tosendem Beifall mit Bravo Rufen und zweimaligen Standing Ovations. So ließ es sich das Orchester nicht nehmen – ganz der Tradition der Wiener Neujahrskonzerte folgend – , den mit allen musikalischen Facetten versehenen Abend mit zwei Zugaben, zuerst mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) und dann unter der Mitwirkung aller am Konzert Beteiligten mit dem traditionsreichen Abschiedslied „Auld lang syne“ ausklingen zu lassen.
Am 11.07.2020 um 20:00 Uhr können Sie das Sinfonieorchester an der Dualen Hochschule und den Meisterchor proVocal Münzesheim wieder gemeinsam im Konzerthaus Karlsruhe mit Beethovens 9. Sinfonie unter dem Motto „Götterfunken zum Geburtstag“ erleben.