Sinfonieorchester an der DHBW Karlsruhe
proVocal Münzesheim – Meisterchor im BCV
Solistinnen und Solisten der Musikhochschule Karlsruhe: Na Shen (Sopran), Jasmin Désirée Schaff (Alt), Björn Beyer (Tenor) und Liangliang Zhao (Bass)
Matthias Böhringer, Dirigent
Nachdem wir Anfang des Jahres 2018 Beethovens Neunte aufgeführt haben, widmet sich unser aktuelles Projekt wieder einer 9. Sinfonie – und wieder einer letzten: der von Anton Bruckner. Sie erklang am 23. Februar 2019 in der Lutherkirche Karlsruhe, die nach umfangreichen Sanierungsarbeiten jetzt über eine besondere Konzertakustik verfügt. Ergänzt wird die Sinfonie durch Bruckners „Te Deum“, das der Komponist im Anschluss aufgeführt haben wollte, falls er mit ihr nicht mehr fertig werden würde.
„Wenn mich der liebe Gott einst zu sich ruft und fragt: ‚Wo hast du die Talente, die ich dir gegeben habe?‘, dann halte ich ihm die Notenrolle mit meinem Te Deum hin, und er wird mir ein gnädiger Richter sein.“ Dies waren die Worte des Komponisten über sein Werk, welches vergangenen Samstag auf seine 9. Sinfonie folgend unter der Leitung von Matthias Böhringer in der ausverkauften prachtvollen Lutherkirche in Karlsruhe erklang.
Noch verhalten begann der erste Satz der 9. Sinfonie, welche durch Bruckner unvollendet blieb. Aus dem Klangteppich der Streicher in einem urtümlichen Unisono erhoben sich zunächst nur vereinzelt und präzise die Bläser bis sich schließlich immer weiter anschwellend das monumentale Hauptthema erhob. Immer wieder aufbäumend folgte ein Wechsel von einer zurückhaltenden, raunenden Stimmung über einen wiegenden, liebevollen und seufzenden bis hin zu einem pompösen, machtvollen und gewaltigem Klang.
Im zweiten und dritten Satz zeigt das Sinfonieorchester der DHBW, das nicht umsonst seinen Beinamen „Das andere Orchester“ trägt, seine Vielfalt. Über ein Pizzicato der Streicher wandelt sich die Musik in rhythmisches und drängendes Forte, welches sich sodann in einen Klangfächer ausbreitete. Ein Wechselspiel aus Dramatik und tänzerischer Leichtigkeit verlieh der Sinfonie besondere Vielfalt, die insbesondere auch durch die oft wechselnden Farben im Klang hervorgehoben wurde. Selten wird man dieses anspruchsvolle Werk von einem Amateurorchester in dieser Qualität gehört haben.
Auf die Sinfonie folgte, wie es der Komponist noch vor seinem Tod verfügt haben soll, sein Te Deum. Der souverän und inspirierend agierende Dirigent Matthias Böhringer vereinte hierzu das Orchester ergänzt um die Orgel mit Solisten der Hochschule für Musik Karlsruhe und dem Meisterchor proVocal Münzesheim, welcher für das gewaltige Projekt zusätzlich von zehn weiteren Projektsängern unterstützt wurde.
Kraftvoll begann das Werk des Komponisten mit den feierlichen Worten „Te Deum laudamus. Te Dominum confitemur.“ – „Dich, Gott, loben wir, dich, Herr preisen wir.“, welches Bruckner durch den Chor zunächst im Unisono erhallen ließ. Hierauf folgte den Lobpreis der Engel darstellend ein Duett der klangvollen Sopranistin Na Shen und des jungen Tenors Björn Beyer, welches sodann in ein Trio mündend durch Jasmin Désirée Schaff im Alt mit warmer, anschmiegsamer Stimme ergänzt wurde. Über das beschwörend und mystische „Sanctus“ schwang sich der Klang erneut zu monumentaler Größe auf, worin das Orchester noch zusätzlich durch den Klag der Orgel unterstützt wurde.
Im zärtlich beginnenden zweiten Teil des Werkes vervollständigte sich das Solistenquartett um den voluminösen Bass Liangliang Zhao. Im Verlauf wurden die ganze dynamische Spannbreite der Beteiligten gefordert. Bruckner pendelt in den Kontrasten und erzeugt dadurch große Emotionen. Er schickt den Chor in die höchsten Höhen, tiefsten Tiefen und verlangt eine maximale dynamische Bandbreite, die proVocal mit hervorragendem Chorklang und überzeugender Aussprache geradezu mühelos meisterte. Anders aber als Bruckner, der zu Lebzeiten oft auf Unverständnis und Ablehnung stieß, wurde den Aufführenden am Ende des Konzerts tosender Beifall mit minutenlangen standing ovations als verdiente Anerkennung für ein ergreifendes Konzert zu Teil.
Das „Te Deum“ wird am 31.03.2019 um 18.00 Uhr erneut von proVocal in der kath. Kirche Wiesental – dann in der Orgelfassung – aufgeführt. Ergänzt wird das Programm durch a cappella Werke von Brahms, Mendelssohn, Biebl und Böhringer.